- Studie untersucht, wann Hotelgäste ihre Handtücher eher weiternutzen statt sie ersetzen zu lassen
- Einsparungen bei Wasser- und Energieverbrauch machen Hotels umweltfreundlicher
Wer kennt sie nicht, die Hinweise in Hotel-Badezimmern, aus Umweltgründen die Handtücher mehrfach zu benutzen? Die Aufrufe sind meist im eher bedrohlichen Ton gehalten: „Täglich werden in den Hotels weltweit tonnenweise Handtücher gewaschen und entsprechende Mengen an Waschmittel verbraucht, welches unser Wasser belastet.“ Doch die damit einhergehenden Aufrufe, Handtücher mehrmals zu benutzen, verhallen allzu oft ungehört – das ist auch der Eindruck beim Reisekonzern TUI. „Nicht nur, aber auch bei den Handtüchern können Touristen einen Beitrag zum Umweltschutz leisten“, erklärt TUI Benelux Nachhaltigkeits-Manager Melvin Mak. Er hat in einem der Hotels des Touristikunternehmens getestet, wie sich die Hotelgäste besser überzeugen lassen. Das Fazit: Der Verweis auf Gewohnheiten hilft beim Wäschesparen mehr als Bedrohungen.
Melvin Mak führte im Vier-Sterne-Hotel „TUI MAGIC LIFE“ auf der Kanareninsel Fuerteventura über mehr als einen Monat ein Experiment durch. In den rund 700 Zimmern des Hotels mit einer Gesamtkapazität von 1.800 Gästen wurden unterschiedliche Schilder in den Sprachen Spanisch, Englisch und Deutsch aufgestellt. Einige der Gäste wurden auf die herkömmliche eher bedrohliche Art an die Umweltauswirkungen ihres Gebrauchs von Handtüchern erinnert – bei anderen setzte der Text aber auf die Macht der Gewohnheit: „Benutz mich morgen nochmal. Genau wie zu Hause.“
Die Ergebnisse stellen den Manager zufrieden: „Wir fanden heraus, dass mehr Gäste die Benutzung der Handtücher reduzierten, wenn sie auf ihre Gewohnheiten daheim hingewiesen wurden“, fasst Mak zusammen. Die Wiederverwertungsquote für Badehandtücher stieg auf 49,4 Prozent gegenüber den 38,6 Prozent bei Verwendung des Bedrohungs-Szenarios. Die Wiederverwertungs-Rate für kleine Handtücher stieg von 43,1 Prozent auf 56,3 Prozent. Bezogen auf 100 Handtücher bedeutet dies: zusätzliche 11 große und 13 kleine Handtücher müssen nicht gewaschen werden. „Zu Hause wechseln die Leute die Handtücher alle drei bis vier Tage“, erklärt Mak. „Wenn man sie daran erinnert, akzeptieren sie das auch im Urlaub eher als Teil des Alltags und normales, logisches Verhalten.“
Auch wenn die Berechnungen von Melvin Mak auf den ersten Blick nur eine geringe Steigerung der Wiederverwertungsquote unter den Urlaubern erkennen lassen: Die Auswirkungen auf die Umwelt sind signifikant. Umgerechnet auf ein Jahr für das Hotel, in dem der Test durchgeführt wurde, bedeuten die Ergebnisse konkret 56.474 weniger große und 69.616 weniger kleine Handtücher. Jeder Waschgang mit 10kg Handtüchern verbraucht mindestens 50 Liter Wasser und 1,2 Kilowattstunde Strom, sodass die 3 Prozent zu einer Einsparung von 129.000 Liter Wasser 1.676 kg CO₂-Entlastung für das Hotel führen können.
Eine Überraschung erlebten die Tester allerdings beim Thema Humor. Sie hatten auch humorvolle Texte in den Badezimmern aufgehängt – doch dort sank die Wiederverwertungsquote sehr stark auf 25,8 Prozent und damit sogar noch weit unter die Quote von 36,7 Prozent in den Badezimmern, in denen überhaupt keine Hinweistafeln aufgestellt waren. „Vielleicht war unser Text zu unklar oder das Humorverständnis ist von Land zu Land zu unterschiedlich“, sagt Mak. Das Thema müsse noch weiter getestet werden. Doch festzuhalten bleibe: „Gewohnheit bringt mehr als Bedrohung.“ Derzeit diskutiert Melvin Mak mit seinen Kollegen im Nachhaltigkeitsteam der TUI Group, ob weitere Tests in anderen Regionen und Hotels notwendig sind – und wie die Ergebnisse in Zukunft für die Gestaltung der Hinweiskarten genutzt werden können. Ein Artikel in einer wissenschaftlichen Publikation mit allen Details der Studie wird derzeit in Zusammenarbeit mit Professor Xavier Font von der Surrey Universität (Großbritannien) vorbereitet.
Die TUI Group hat im Jahr 2015 ihre Nachhaltigkeitsstrategie „Better Holidays, Better World 2015-2020“ beschlossen. Sie sieht unter anderem vor, ab 2020 jährlich zehn Millionen nachhaltigere Reisen anzubieten. Außerdem wird TUI bis 2020 Europas emissionseffizienteste Airlines betreiben und die CO2-Intensität der Geschäftstätigkeit um 10% senken – die mehr als 300 eigenen Hotels können hierzu einen wichtigen Beitrag leisten, wie die Studie von Melvin Mak zeigt.