Antonio Morales schabt sanft mit einem kleinen Hobel über die Platte aus kanadischer Zeder. Es bilden sich Späne, die sich wie dünne goldene Löckchen zusammenrollen. „Das Holz stammt aus den 1960er Jahren. Mein Lehrmeister, George Bowden, hatte es mit nach Mallorca gebracht”, beginnt Morales seine Geschichte zu erzählen. „Als Bowden starb, hinterließ er mir all seine Werkzeuge, Materialien und Maschinen”, so der in der Provinz Extremadura geborene Spanier. Insbesondere das jahrzehntelang getrocknete Holz eignet sich perfekt zum Gitarrenbau.
Nahezu andächtig fährt er mit der Hand durch die Luft seiner Werkstatt, um sein Reich vorzustellen. „Nur durch ihn habe ich die Welt der Proportionen und Schwingungen entdeckt, ohne ihn wäre ich nie Gitarrenbauer geworden”, stellt Morales klar.
Dass Morales edelstes Handwerk liefert, lässt sich schon daran ablesen, dass er es war, der die letzten Gitarren für den berühmten Flamencomusiker Paco de Lucía (1947-2014) anfertigte. „Das war schon eine andere Klasse. Mein Handwerk gelangte damit auf ein neues Niveau”, erinnert sich Morales.