Tauchgang in der Wüste
Die Gründer wurden im September 2019 zunächst buchstäblich in die Wüste geschickt. In einem einfachen Camp außerhalb von Kairo trafen sie erstmals mit den Mentoren zusammen – ein überraschender Einstieg in den einwöchigen Workshop, der das auf drei Monate angelegte Programm einläutete. Amir Gerges – er entwickelt die Tauchtourismus-Plattform Conictus – erlebte den Ausflug in die Sanddünen sogar als eine Art Tauchgang. „Und zwar tief in mein Innerstes.“ Über Geschäftsideen wurde dort nämlich zunächst nicht gesprochen – die Teilnehmer sollten erst einmal zueinander- und auch zu sich selbst finden. Eine Aufgabe, die Gerges in besonderer Erinnerung geblieben ist, war eine Rede, die jeder halten musste: „Was würden wir der Gruppe sagen, wenn wir wüssten, dass am nächsten Tag unser Leben endet? In Gedanken sah ich eine Sanduhr, in der unerbittlich meine Lebenszeit verrinnt. Und mir war klar, dass ich diese Zeit wirklich nutzen will, um das tun zu können, was ich liebe.“
Amir Gerges möchte Touristen und Tauchschulen mithilfe von künstlicher Intelligenz zusammenbringen: „Über meine Plattform Conictus wird man Trips buchen, aber auch Fotos und Daten der Tauchgänge archivieren und teilen können. Das wiederum hilft den Lehrern, das Niveau der Urlauber besser einzuschätzen und die richtigen Angebote zusammenzustellen.“ Auch ein Boot-Sharing sei über die App möglich. Bisher fahren die Schulen getrennt und oft nur halb besetzt mit Touristen aufs Meer hinaus – würden sie die Boote teilen, ließe sich der Ressourcenverbrauch deutlich minimieren. Zuletzt schwebt Gerges ein Citizen-Science-Angebot vor: „Weltweit beobachten tausende Taucher jeden Tag die marinen Ökosysteme und machen dabei Fotos. Warum sollten Wissenschaftler diese Daten nicht für ihre Forschungen nutzen?“ Gerges möchte auch dem Personal in den Nationalparks sowie Umweltorganisationen in Entwicklungsländern Daten und Wissen für ihre tägliche Arbeit zur Verfügung stellen: „Wir arbeiten dafür an KI-Lösungen, die vor Ort eingesetzt werden können.“
Gerges steht wie die anderen Gründer für die Zukunft der Tourismusindustrie in Ägypten. Nach Jahren des Abschwungs steigen die Urlauberzahlen in dem Land wieder, junge Menschen sehen in dem Wirtschaftszweig eine Chance. Die lokale Start-up-Szene in Kairo ist sehr lebendig. „Der arabische Frühling hat uns gezeigt, wie machtvoll soziale Medien und digitale Tools sein können. Das versuchen nun viele auch für ein Business zu nutzen“, sagt Gerges.