Mehr als 250 Bernstein-Exponate aus über vier Jahrhunderten. Die Stadt Ribnitz-Damgarten erwirbt die bedeutende Sammlung.
Die Bernsteinsammlung der TUI AG findet ein bleibendes Zuhause im Deutschen Bernsteinmuseum in Ribnitz-Damgarten. Bei einem Pressetermin im Deutschen Bernsteinmuseum wurde die Sammlung heute offiziell übergeben. Bereits Anfang dieser Woche hatten TUI CEO Sebastian Ebel und Thomas Ellerbeck, Mitglied des Group Executive Committee, den Bürgermeister von Ribnitz-Damgarten, Thomas Huth, zur Vertragsunterzeichnung am TUI Campus in Hannover begrüßt.
Die Sammlung umfasst mehr als 250 Bernstein-Exponate, die die Geschichte des Ostseeraums und Ostpreußens widerspiegeln. Dank finanzieller Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, des Landes Mecklenburg-Vorpommern, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Stiftung der Sparkasse Vorpommern konnte die Sammlung für die Stadt Ribnitz-Damgarten erworben werden. Die TUI AG hat sich seit 2019 intensiv dafür eingesetzt, ihre Sammlung im Deutschen Bernsteinmuseum, dessen Eigentümerin die Stadt Ribnitz-Damgarten ist, zusammenzuführen, um sie hier dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
In ihrem Grußwort zur Übergabe der Sammlung brachte Bettina Martin, Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten MV, ihre Freude zum Ausdruck, dass es den Beteiligten gelungen ist, die umfangreiche historisch bedeutende Sammlung für das Deutsche Bernsteinmuseum zu sichern: „Gemeinsam ist es gelungen, diese außergewöhnliche Bernsteinsammlung nach Mecklenburg-Vorpommern zu holen. Das ist ein großer Erfolg und unterstreicht die bundesweite Bedeutung des Bernsteinmuseums in Ribnitz-Damgarten. Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat den Ankauf deshalb gerne unterstützt. Diese Sammlung macht MV um einen wichtigen Kulturschatz reicher.“
Mit einer Spannbreite von prähistorischen Exponaten aus den Anfängen der Bernsteinkunst über bedeutende Zeugnisse der barocken Kunst mit höfischer Provenienz sowie Kleinkunstwerke und Volkskunst ostpreußischer Herkunft aus dem 17. und 18. Jahrhundert dokumentiert sie eindrücklich die künstlerische Auseinandersetzung mit dem baltischen Bodenschatz. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Sammlung um ideologisch aufgeladene Objekte ergänzt und als Wanderausstellung zu Propagandazwecken in allen Teilen Europas gezeigt. Die Objekte, die einen nationalsozialistischen Bezug aufweisen, werden auf der Grundlage eines wissenschaftlichen Konzepts bei ihrer Präsentation angemessen kontextualisiert werden. Das Deutsche Bernsteinmuseum ist sich seiner Verantwortung und seines historischen Vermittlungsauftrags bewusst.
Mit der dauerhaften Aufnahme in das Deutsche Bernsteinmuseum kann die historische Entwicklung der Bernsteinkunst am Museumsstandort Ribnitz-Damgarten nicht nur der Forschung, sondern auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Sammlung bedeutet eine wesentliche Erweiterung der kulturhistorischen Bestände des Museums und gibt Anlass zu einer Neugestaltung der Dauerausstellung.
Axel Attula, wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Bernsteinmuseums, sagt: „Die Sammlung ist die einzige in ihrer Gesamtheit bewahrte große Bernsteinsammlung Ostpreußens. Sie ist auch für die gesamtdeutsche Geschichte ein unersetzbares Zeitdokument und einzigartiges Kulturgut. Wir sind glücklich und allen Mittelgebern sehr dankbar, dieses Vermächtnis der einstigen Ostpreußischen Bernsteinindustrie in unsere Sammlungen aufnehmen zu dürfen und in der Folge auch einen Beitrag zur Aufarbeitung und historischen Deutung der Sammlungsstücke leisten zu können.“
Die TUI AG ist Verkäuferin der Sammlung, als Rechtsnachfolgerin der 1923 gegründeten Preussag. Diese hatte ihren Schwerpunkt im Steinkohle- und Erzbergbau, betrieb aber auch die Bernsteinwerke in Palmnicken (ehemals Ostpreußen, heute Russland) sowie die deutsche Bernsteinmanufaktur in Königsberg und Danzig. Die erworbene Sammlung gastierte 1944 im berühmten Hotel Tokatliyan in Istanbul und verblieb nach Kriegsende in der Türkei. Nach langwierigen Verhandlungen konnte die Sammlung schließlich 1961 nach Deutschland zurückgebracht und der Preussag als Eigentümerin übergeben werden. Sowohl Preussag wie auch TUI haben in der Vergangenheit Objekte der Sammlung verschiedenen Museen zur Verfügung gestellt. Bereits seit 2006 war ein bedeutender Teil dauerhaft an das Deutsche Bernsteinmuseum ausgeliehen.
„Als Sammlung der Preussag gehörten die Exponate zum historischen Erbe der TUI. Viele Objekte sind bereits seit zwei Jahrzehnten dem Deutschen Bernsteinmuseum zur Verfügung gestellt worden. Hier finden sie nun dauerhaft ihren Platz, Experten übernehmen die Bewahrung dieses Kulturgutes. Damit bleibt die Sammlung dauerhaft für Forschung und Öffentlichkeit zugänglich. Das Museum ist ein Ort, der den Tourismus-Standort Mecklenburg-Vorpommern bereichert. Jetzt hat die komplette Sammlung eine neue Heimat,“ sagt Thomas Ellerbeck, Mitglied des Group Executive Committee der TUI Group.