Elefanten lieben Mais, und sie wissen genau, wo sie diesen Leckerbissen finden. Ihr Geruchssinn ist 100-mal sensibler als der des Menschen, zielsicher steuern sie die nahrhaftesten Pflanzen an. Safari-Fans sind fasziniert von den majestätischen Riesen, die in Herden von bis zu 300 Tieren durch den Tarangire-Nationalpark im Norden Tansanias ziehen.
Elefanten gehören in der Savanne zu den größten Attraktionen, neben Löwen, Leoparden, und Büffeln. Die Bauern, die am Rand des Schutzgebiets in kleinen Dörfern leben, sehen die
Elefanten jedoch als Ärgernis, sogar als Gefahr. Per Hand bauen die Menschen Mais und Hirse, Melonen und Tomaten an, auf Äckern halb so groß wie ein Fußballfeld. Fallen die ewig hungrigen Tiere darüber her, können die Farmer weder ihre Familie verpflegen noch ihre Feldfrüchte verkaufen.
Für Bauern wie für die Elefanten wurde die Situation zur Bedrohung, eine Koexistenz von Mensch und Tier schien nicht mehr möglich. Bis 2014, als Tierschützer nach Tarangire kamen, um den Bauern zu zeigen, was wirklich hilft: Chilis und Bienen. Biologen in Afrika hatten lange nach einem Weg gesucht, wie Menschen und Elefanten friedlich nebeneinander leben und nicht gewaltsam um die knappen Güter Platz und Nahrung kämpfen.
Die Organisation World Animal Protection Nederland und die TUI Care Foundation sorgten 2014 und 2015 gemeinsam dafür, dass Bauern die Methode erlernen und dauerhaft anwenden können. Mit Tutorials und mit den Mitteln für die nötige Ausrüstung. Einfach zu überzeugen waren die Leute in Tarangire nicht. Was können ein paar Chilis schon ausrichten? Alex Chang’a demonstrierte es ihnen. Er ist Experte für Artenvielfalt und arbeitet als Tierschützer in Tansania. Für World Animal Protection und die TUI Care Foundation verbreitete er die Chili-und-Bienen-Methode in den Dörfern des Tarangire.
Heute ist die Chili-Routine fester Teil der Feldarbeit: Die Farmer vermischen das feurige Schrot mit Öl und rühren eine Paste an, in der sie tellergroße Stofflappen und Sisalschnüre tränken. Die Lappen binden sie alle paar Meter an den Zaun, der die Äcker umgibt, so hoch, dass die Elefanten sie direkt vor ihrem Rüssel haben. Dickhäuter, die das Aroma wittern, wenden sich angewidert ab: Das riecht nicht lecker.
Zwischen den Gemüsen und Getreide wachsen jetzt an meterhohen Sträuchern Chilis für frische Paste. Schoten, die die Bauern übrig haben, verkaufen sie auf dem Markt oder am Rand der langen Straße, die durch den Nationalpark führt. Das bringt ein Extraeinkommen – genau wie der Honig, den ihre Bienen erzeugen. Die Insekten sind die zweite Biowaffe, die Alex Chang’a mitbrachte, und die, kombiniert mit den Chilis, Elefanten wirksam vertreiben. Tatsächlich sind Afrikanische Bienen nicht größer, aber deutlich aggressiver als ihre europäischen Verwandten. Selbst ausgewachsene Bullen suchen das Weite, wenn sie die Bienen nur summen hören. Stiche in den sensiblen Rüssel, um die Augen und hinter den Ohren empfinden sie als äußerst schmerzhaft.
Die Farmer haben deshalb gelernt, Bienenstöcke in die Bäume zu hängen, die ihre Äcker säumen. 690 Bauern lernten in dem Projekt, mit Bienen und Chilis ihre Felder zu schützen. Die Fortbildungsarbeit wurde mittlerweile regionalen Organisationen übertragen. Auch die Bauern geben ihr neues Wissen an die Nachbarn weiter – für eine sichere Ernte und für Elefanten, die frei und friedlich durch die Savanne wandern.
Dieses Projekt mit World Animal Protection ist inzwischen abgeschlossen – aber der Einsatz für den Schutz von Elefanten geht weiter. Gemeinsam haben World Animal Protection und TUI Care Foundation ein Projekt in Asien ins Leben gerufen.