In Berlin hat die TUI Stiftung heute die Ergebnisse ihrer diesjährigen europäischen Jugendstudie vorgestellt. 7000 junge Menschen im Alter von 16 bis 26 Jahren in sieben europäischen Ländern wurden befragt. Seit 2017 führt die Stiftung die Studie durch.
Hier sind einige der Hauptergebnisse im Überblick:
- Der Pessimismus ist auf dem Vormarsch: Jugendliche schauen zunehmend negativer auf ihre eigene Zukunft
- Der Trend zeigt nach unten: 52% der befragten 16- bis 26-Jährigen in Europa denken, dass es ihnen schlechter gehen wird als ihren Eltern
- Das Ungleichheitsempfinden ist groß – 74 Prozent sehen große Unterschiede zwischen sozialen Schichten, insbesondere bei Einkommen, Wohnen, Vermögen und Karrieremöglichkeiten
- Stabilitätsanker? Vertrauen in EU-Institutionen bleibt hoch
Thomas Ellerbeck ist Vorsitzender der TUI Stiftung und kommentiert die Ergebnisse wie folgt: „Die Jugend lebt in, für und mit Europa. Das ist eine gute Nachricht der diesjährigen Jugendstudie der TUI Stiftung. 59 Prozent der Befragten sehen ihre eigene Identität als eher europäisch denn nationalstaatlich verankert. Junge Menschen wollen weiter, dass die Länder ihres Kontinents enger zusammenwachsen, 43 Prozent wünschen sich eine vertiefte Integration. Dass die Zeiten für junge Menschen herausfordernd sind, zeigen die Ergebnisse ebenfalls. Der Zukunftsoptimismus der befragten 16- bis 26-Jährigen, den die Studie in den vergangenen Jahren trotz zahlreicher Krisen immer wieder belegen konnte, gerät zunehmend unter Druck. Dazu trägt die wahrgenommene Wirtschaftslage bei.“
Für ausgesuchte Fragen wurde erstmals in Deutschland auch eine für die Gesamtbevölkerung repräsentative Befragung parallel durchgeführt. Der Vergleich dieser beiden Gruppen – Gesamtbevölkerung und junge Menschen – erlaubt spannende Einsichten zu aktuellen Themen. So glauben 40% der jungen Menschen in Deutschland, dass Sitzblockaden bzw. die Blockade von Infrastruktur gerechtfertigt sind, um politisch Einfluss zu nehmen und den eigenen Standpunkt öffentlich zur Geltung zu bringen. In der Gesamtbevölkerung sind es lediglich 24 Prozent. In beiden Gruppen ist die Ablehnung stärker als die Zustimmung (44 Prozent bei den 16- bis 26-Jährigen, 63 Prozent in der Gesamtbevölkerung). Dabei sollte nicht übersehen werden, dass – und auch das zeigt die aktuelle Jugendstudie – Wahlen als Mittel der Meinungsäußerung weiterhin breite Unterstützung bei jungen Menschen genießen. 73 Prozent stimmen der Aussage zu, dass Wählen „Bürgerpflicht“ sei. 57 Prozent sehen in ihnen ein effektives Mittel, um Dinge in ihrem Land zu verändern.
Die Bundesvorsitzenden der Jungen Union und der Jungen Liberalen haben sich ebenfalls zur Studie geäußert.
- Franziska Brandmann, Bundesvorsitzende Junge Liberale: „Die vorliegende Jugendstudie zeichnet das Bild einer jungen Generation, der schmerzhaft bewusst geworden ist, dass der Frieden, die Freiheit und der Wohlstand der Zukunft heute wieder erstritten, erkämpft und verteidigt werden muss.“
- Johannes Winkel, Bundesvorsitzender Junge Union: „Deutschland ist nach wie vor ein wirtschaftlich starkes Land mit kreativen Köpfen. Die politischen Jugendorganisationen müssen die politische Kraft dafür sein, dass dies auch so bleibt. Denn gerade der demographische Wandel darf nicht dazu führen, dass die Interessen der jungen Generation übersehen werden. Wir müssen also laut sein – und optimistisch.“
Ein weiteres Ergebnis der Jugendstudie: Junge Menschen in Europa sehen den Zugang zu Bildung als wichtigste Voraussetzung, um erfolgreich im Leben zu sein. Dazu kommentiert Elke Hlawatschek, Geschäftsführerin der TUI Stiftung: „Über alle Länder hinweg bewerten gerade einmal fünf Prozent das Bildungssystem in ihrem Land als „sehr gut“, ein weiteres Drittel als „eher gut“. Auf der einen Seite ist es gesellschaftlicher Konsens, dass Bildung der beste Weg ist, um ein selbstbestimmtes, erfülltes Leben zu führen. Auf der anderen Seite stellen diejenigen dem Bildungssystem ein miserables Zeugnis auf, die doch von ihm profitieren sollen. Nicht einmal die Hälfte der jungen Europäerinnen und Europäer – nämlich nur 38 Prozent – sehen gleiche Bildungschancen für alle. Bereits der Start ins Erwachsenenleben beginnt also oft mit einem starken Ungerechtigkeitsempfinden. Bildungsgerechtigkeit gehört deshalb auf die Priotitätenliste der politischen Agenda.“
Auf der Webseite der TUI Stiftung finden Sie die Gesamtstudie sowie eine Broschüre mit einem Beitrag des Berliner Politikwissenschaftlers Thorsten Faas von der FU Berlin.