Es ist ein Drache, ja, ein Drache! Er fliegt gleich neben der weltbekannten Kathedrale von Palma de Mallorca herum. Es ist der „Drac de Na Coca“ – der Drache von Coca. Einer Legende nach soll er im 17. Jahrhundert in den Kloaken von Palma gelebt haben und des Nachts in die Straßen der Stadt hinaufgestiegen sein. Er verbreitete Angst und Schrecken, denn er verschlang alles, was sich ihm in den Weg stellte. Der Ritter Bartomeu Còc soll ihn allerdings zur Strecke gebracht haben. Warum ist er nun – 2019 – wieder da? Dafür hat Anfang des Jahres TUI gesorgt. Der „Drac de Na Coca“ erstand aber nicht als leibhaftige Schreckensgestalt wieder auf – sondern als Datenprojektion. Er gehörte zu einem Test für den Einsatz von Augmented Reality (AR) bei Ausflügen. Urlauber erhielten dafür spezielle Brillen, deren stereoskopische Erscheinung an Science-Fiction-Filme erinnerte. Und auf diese Brillen wurden ihnen Infos, Fotos und Animationen vor die Augen projiziert. In dem Test, den TUI Destination Experiences in Palma durchführte, erfuhren die Nutzer zum Beispiel mehr über einen Künstler, dessen Gemälde sie gerade betrachteten oder erhielten Hintergrund-Informationen zum Königs-Palast oder der weltberühmten Kathedrale.
TUI erweckt Drachen zum Leben
Augmented Reality verändert die Zukunft von Ausflügen
Durch AR könnten Sightseeing-Touren in Zukunft noch informativer, erlebnisreicher und vor allem auch individueller werden. „Schon in Kürze könnten wir mit AR-Brillen unseren Gästen eine neue Form von Erlebnis bieten, mit der sie sehr individuell persönliche Erfahrungen und Informationen sammeln, während sie mit TUI unterwegs sind.”, sagt Chris Carmichael, Leiter Innovation von TUI Destination Experiences. “Die Zukunft liegt aber sicherlich darin, dass wir Urlaubern einen Mixed- oder Augmented-Reality-Service für ihre eigenen Geräte anbieten, so wie wir es heute bereits von einer Smartphone App gewohnt sind.” Die von TUI bei den Tests auf Mallorca eingesetzte Brille ist geradezu filigran, besonders im Vergleich zu den aktuell noch sehr klobigen Virtual-Reality-Brillen. Im Gegensatz zu einer VR-simulierten Umgebung liefert AR kontextbezogene Informationen. Es überlagert und erweitert die Realität, anstatt eine virtuelle Realität zu erschaffen. Wer die Test-Brille aufsetzt, sieht die normale Umgebung. Beim Umhergehen und Kopfdrehen tauchen im Sichtfeld anklickbare Buttons auf, über die sich die zusätzlichen, zum Teil animierten Informationen abrufen lassen. Neben Brillen kann AR grundsätzlich auch via Smartphone, Tablet und am PC dargestellt werden.Den Weg bis zu einem kuratierten Ausflug beschreibt McElligott so: „Unsere Mitarbeiter in der Destination wählen die Sehenswürdigkeiten, Reiseleiter, Transportmittel und Restaurants vor Ort sehr sorgfältig aus. Dabei berücksichtigen sie auch strenge Sicherheits- und Nachhaltigkeitskriterien, darunter Kriterien zum Kindes- und Tierwohl. Anschließend erstellen wir dann die Produktbeschreibung und unsere Foto- und Video-Teams erwecken diese Erlebnisse für unsere Gäste zum Leben.“
Die Bewertungskriterien beinhalten unter anderem die folgenden Punkte: Eintrittsgebühren, im Preis enthaltene Speisen und Getränke, Fast-Track-Zugang, lokale Erlebnisse, einsprachige Kleingruppen, thematisch versierte Reiseleiter, exklusive Veranstaltungsorte oder Stopps auf der Route, Spezialfahrzeuge wie Boote, Jeeps oder Trucks, Nachhaltigkeit und VIP-Upgrades. Zudem erfolgen regelmäßige Überprüfungen und Neubewertungen der angebotenen Produkte. Reisende können die kuratierten Ausflüge über die Internetplattform www.musement.com, die TUI App, im Reisebüro oder über die Reiseleiter in der Destination buchen. Das Portfolio an kuratierten Produkten soll in den kommenden Jahren weiter deutlich ausgebaut werden.
Technik verbessert sich schnell
Der Testversuch auf Mallorca ist inzwischen abgeschlossen. „Wir haben eine Vielzahl von Tests durchgeführt, die uns gezeigt haben welches Potential die Brillen haben und was wir noch verbessern müssen”, erläutert Carmichael. „Die für mich wichtigste Erkenntnis ist aber, dass die Nutzer sich mit dieser neuen Technologien sehr wohl fühlten, obwohl sie während des Tragens von vielen Leuten darauf angesprochen wurden.“ Wann sich AR tatsächlich in das reguläre Ausflugsprogramm der TUI integrieren lässt, ist derzeit noch nicht absehbar. „Wir gehörten zu den ersten Anbietern der Welt, die diese Technologie für diese Form von Erlebnis getestet haben. Es dürfte allerdings noch eine Weile dauern bis insbesondere die Hardware soweit ist, dass wir AR-Brillen im großen Stil bei unseren Ausflügen einsetzen können“, betont Chris Carmichael, der weitere Tests unternehmen will.
Drache oder Krokodil?
Wenn dabei die Wahl des Testortes wieder auf Palma de Mallorca fallen sollte, dürfte wohl auch der „Drac de Na Coca“ wieder eine Rolle spielen, auch wenn der Drache in Wahheit vermutlich ein Krokodil gewesen ist, das auf verschlungenen Wegen auf die Insel gelangt sein soll. Ein mumifiziertes Krokodil ist dauerhaft im Diözesan-Museum in Palma ausgestellt, vielleicht der wahre Drache von Coca.