Um die Lebenswelt, Identität(en) und Einstellungen junger Europäer gegenüber Europa besser zu verstehen, beauftragt die TUI Stiftung seit 2017 einmal im Jahr das internationale Meinungsforschungsinstitut YouGov mit einer Befragung junger Menschen – dieses Jahr wurde in Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, Polen und Spanien fast 6000 junge Menschen im Alter von 16 bis 26 Jahren online befragt.
Dazu der Stiftungsvorsitzende Thomas Ellerbeck: „Junge Menschen stehen zu Europa und zur Demokratie. Es sind die grundlegenden Freiheiten und Werte Europas, die sie als die wichtigsten Errungenschaften der EU sehen: Reisefreiheit, Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit. Die Zustimmung zu den Stärken der EU ist bei jungen Menschen deutlich ausgeprägter als zu ihren Schwächen. 53 Prozent der Befragten sehen große Stärken, 41 Prozent sehen große Schwächen“, sagt Thomas Ellerbeck, Vorsitzender der TUI Stiftung.
Laut Studie der TUI Stiftung fühlen sich nur 17 Prozent der Befragten durch das Europaparlament stark oder sehr stark vertreten (in Deutschland 19 Prozent). Auf nationaler Ebene sieht es ähnlich aus: Auch hier sind es im Durchschnitt nur 17 Prozent, in Deutschland 23 Prozent, die sagen, „das Parlament vertritt mich stark oder sehr stark“.
„Drei Viertel der jungen Europäerinnen und Europäer sehen Wählen als Bürgerpflicht. Mehr als zwei Drittel von ihnen betrachten die Wahlen als ein effektives Mittel für politische Veränderung, deutlich mehr als im Vorjahr. Und gleichzeitig fühlen sich nur 17 Prozent der jungen Menschen durch das EU-Parlament oder ihre nationalen Parlamente vertreten. Es besteht eine kritische Repräsentationslücke. Diese bedroht die Legitimität der EU bei denjenigen, die doch ihre Zukunft sind. Deshalb bleiben Information und Aufklärung in und außerhalb der Schulen weiterhin ein wichtiges Element politischer Bildungsarbeit“, sagt die Geschäftsführerin der TUI Stiftung, Elke Hlawatschek.
Großer Unmut herrscht bei den jungen Europäern und Europäerinnen mit Blick auf den Zustand der Demokratie im eigenen Land. Nur knapp ein Viertel (23 Prozent) zeigt sich (eher) zufrieden. Deutschland ist hier eine Ausnahme: Hier sind es vier von zehn (42 Prozent).
Im eigenen Land nehmen junge Menschen große gesellschaftliche Spannungen vor allem zwischen politisch links und rechts stehenden und zwischen reichen und armen Menschen wahr. Knapp jeder zweite Befragte beobachtet im eigenen Land demokratiefeindliches Verhalten (49 Prozent). In Deutschland ist es über die Hälfte der Befragten (55 Prozent), in Griechenland sogar 67 Prozent. Vier von zehn Befragten geben an, die Demokratie in ihrem Land sei in Gefahr.
„Die demokratische Staatsform wird mit Stärken und Schwächen in der Umsetzung wahrgenommen. Es gibt ein stabiles Wertefundament, jungen Europäerinnen und Europäern ist es nicht egal, in welchem System sie leben – ob in einer Demokratie oder Autokratie. Sie denken nicht in Lagern, sondern eher pragmatisch, nüchtern und kritisch. Die eher flexible politische Einstellung macht es den Parteien schwierig, klare Angebote zu bieten“, sagt Politikwissenschaftler Prof. Dr. Thorsten Faas von der FU-Berlin, der die Studie wissenschaftlich begleitet hat.
Über die TUI Stiftung: Die TUI Stiftung fördert und realisiert Projekte rund um das Thema „Junges Europa“. Ihr Ziel ist es, den Europagedanken zu stärken. Deshalb investiert sie langfristig in regionale, nationale und internationale Projekte mit den Schwerpunkten Bildung, Ausbildung sowie individuelle und berufliche Entwicklung. Sie hat ihren Sitz in Hannover und ist als eigenständige und unabhängige Stiftung dem Gemeinwohl verpflichtet.