Liebe Kolleginnen und Kollegen,
der Angriff auf die Ukraine und die seit Tagen andauernden Kampfhandlungen machen mich, wie alle, mit denen ich in den vergangenen Tagen gesprochen habe, fassungslos. Wenn ich an die Menschen in der Ukraine denke, an die Männer und Frauen, die ihr Land verteidigen, und an die Familien, die jetzt auf der Flucht aus Ihrer Heimat sind, kann ich mir das Leid kaum vorstellen.
Ein Angriffskrieg mitten in Europa, ein Angriff auf ein souveränes Land, auf unschuldige Europäer – all dies war nach dem Ende des Kalten Krieges und in der Zeit von Dialog und Kooperation kaum vorstellbar. Das Recht auf ein Leben in Frieden und Selbstbestimmung für uns Europäer haben wir vielleicht zu sehr als Selbstverständlichkeit gesehen. Es macht zwar Hoffnung, dass die freie Welt Geschlossenheit zeigt, trotzdem überwiegt jetzt die Sorge um die weitere Entwicklung.
Ganz sicher nicht an erster Stelle steht die Frage, wie sich der Krieg auf unser Unternehmen auswirkt, aber natürlich ist die Frage legitim und für uns von Bedeutung. Wir beobachten die Entwicklungen intensiv, um mögliche Konsequenzen beurteilen und gegebenenfalls Aktionen in die Wege leiten zu können. Lassen Sie mich hierzu einige Gedanken mit Ihnen teilen.
Wir sind selbst nicht mehr mit Gesellschaften in Russland und in der Ukraine vertreten. Wie Sie wissen, haben wir unsere Beteiligungen an den Veranstaltern in Russland und in der Ukraine bereits vor einiger Zeit veräußert. Um die Sicherheit unserer Kunden zu gewährleisten, werden wir allerdings in einigen Bereichen, so zum Beispiel bei Flugrouten und Kreuzfahrtgebieten, Anpassungen vornehmen oder haben dies bereits getan. Mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Dienstleistern in der Ukraine, die für uns arbeiten, stehen wir in Kontakt und unterstützen sie so gut wir können dabei, sich und ihre Familien in Sicherheit zu bringen. Auch TUI Cruises kümmert sich intensiv um Besatzungsmitglieder aus der Ukraine, die an Bord unserer Schiffsflotte beschäftigt sind.
Einige von Ihnen haben mich auch auf unseren größten Einzel-Aktionär Alexey Mordashov und unsere Haltung zu ihm angesprochen. Herr Mordashov ist seit rund 15 Jahren Aktionär der TUI und hält, seitdem er das Unternehmen in der Corona-Krise gestützt hat, etwa ein Drittel an unserem Unternehmen. Zwei Drittel unserer Aktionärinnen und Aktionäre kommen aus Deutschland, der EU, dem Vereinigten Königreich, den USA oder es sind Fonds. Herr Mordashov ist auch einer von 20 in der Hauptversammlung von den Aktionären gewählten Vertretern im Aufsichtsrat. Unser Unternehmen wird allerdings wie jede deutsche Aktiengesellschaft vom Vorstand geführt und nicht von den Anteilseignern oder vom Aufsichtsrat. Damit gehen wir davon aus, dass etwaige Restriktionen oder Sanktionen gegenüber Herrn Mordashov für uns als Unternehmen keine nachhaltig negativen Folgen haben werden.
Die nächsten Tage und Wochen werden zeigen, wie sich die Beziehungen zwischen Russland und der EU weiter entwickeln – und wie sich die wirtschaftliche Zusammenarbeit von Russland und dem Westen in Zukunft gestalten wird. Eine Lösung liegt nicht in unseren Händen. Das ist die Zeit der Regierungen und der Staatengemeinschaft.
Klar ist: Wir werden für unsere Werte stehen und Haltung zeigen. Wie kaum ein anderer Sektor steht der Tourismus für Völkerverständigung und friedlichen Austausch über Grenzen und Kulturen hinweg – dem fühlen wir uns in besonderer Weise verpflichtet.
Danke, dass so viele von Ihnen im privaten Umfeld und beruflichen Alltag Haltung zeigen und die Menschen in der Ukraine und Menschen auf der Flucht mit Hilfen und Spenden unterstützen!
Lassen Sie uns gemeinsam darauf hoffen, dass sich Menschlichkeit und Vernunft durchsetzen und wieder Frieden in Europa einkehren kann.
Fritz Joussen